Wer an das Skifahren im Schwarzwald denkt, der denkt zunächst an den Feldberg und an den Südschwarzwald. Hier befinden sich auch die bekannten schwarzwälder Wintersportorte Todtnauberg, Muggenbrunn, Hinterzarten oder Menzenschwand.
Überregional nicht ganz so bekannt sind dagegen die Skilifte im Nordschwarzwald. Das sportliche Zentrum bildet aber zweifelsfrei die Schwarzwaldhochstraße an der Lift an Lift wie an einer Perlenkette aufgereiht ist.
Östlich entlang einer Linie Baden-Baden – Offenburg bildet der Nordschwarzwald mit seiner höchsten Erhebung, der 1163m hohen Hornisgrinde, eine natürliche klimatische Barriere, die für extrem hohe Niederschlagsmengen sorgt. Der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt hier 1900 Liter pro Quadratmeter. Dementsprechend schneesicher sind die Skilifte. Trotzdem setzen mittlerweile fast alle Liftbetreiber an der Hochstraße auch auf eine ergänzende technische Beschneiung.
Ein Lift, für den ich die lange Anreise aus Bonn in Kauf genommen habe, verfügt jedoch noch nicht über eine Beschneiungsanlage und es würde auch überraschen, wenn dort jemals eine solche installiert würde: Es handelt sich um den Ochsenstalllift am Fuße der Hornisgrinde bei Unterstmatt. Die Betriebstage des Liftes lassen sich, trotz der hohen Schneesicherheit der Region, oftmals an einer Hand abzählen. Für seinen Betrieb ist besonders viel Schnee nötig. Im Gegensatz zu vielen anderen Liften an der Schwarzwaldhochstraße bedient er nämlich keinen sanften Hang mit direktem Straßenzugang, sondern dreht an einem schwer zugänglichen Steilhang direkt unterhalb der Hornisgrinde seine Runden. Hinzu kommt, dass sich der Betrieb und der Aufwand der dafür unternommen wird, oft nur am Wochenende rechnet.
Doch eins nach dem anderen:
Erstmal galt es den richtigen Zeitpunkt für meinen Ausflug zu finden. Ein kaltes aber sonniges Februarwochenende versprach die richtigen Bedingungen. Zuvor hatte es noch gut geschneit und an der Hornisgrinde lagen über einen Meter Schnee. Das bedeutete Vollbetrieb an der Schwarzwaldhochstraße.
Gemeinsam mit einem Freund, den ich auf halbem Weg einsammelte, plante ich, an dem Tag gleich mehrere Lifte anzusteuern. Unsere kleine Safari sollte uns zunächst an die Skilifte am Mehliskopf führen, die nördlichsten und zugleich längsten Lifte an der Hochstraße.
Der Hang am Mehliskopf ist zwar lang, bot uns subjektiv aber relativ wenig Abwechslung. Somit wechselten wir schnell zu den eigentlich am selben Berg liegenden Bühlertalliften. Es wäre ein Leichtes die beiden Skihänge miteinander zu verbinden, ohne auch nur einen neuen Lift zu bauen oder einen einzigen Baum zu fällen. Skiwege, die die Lifte miteinander verbinden, existieren bereits zumindest inoffiziell. Nur zu einem gemeinsamen Ticket oder einem gemeinsamen Auftritt konnte man sich bisher nicht durchringen. Wenn man sich anschaut, welcher Aufwand anderswo betrieben wird und zwei Skigebiete miteinander zu verbinden, fängt man als Gast schnell an zu verzweifeln, ob dieser vertanen Möglichkeit eine attraktive Skischaukel zu schaffen.
Denn gerade auch die Bühlertallifte bieten interessante Variantenabfahrten durch den Wald und sind dank einer schlagkräftigen Beschneiungsanlage auch auf dem sonnigen Süd-West-Hang schneesicher.
Immer im Blick auf der Piste an den Bühlertalliften ist der mittlerweile aufgelassene Lift am schräg gegenüberliegenden Nordhang. Der Hang sieht aus, als könnte er gleich zur nächsten Saison wieder reaktiviert werden. Realistisch ist dies freilich nicht, aber als Skifahrer darf man wohl noch träumen dürfen, dass irgendwann doch noch jemand kommt, der das Potential erkennt.
Aber auch unser nächstes Ziel, und mein persönliches Highlight der Tagessafari, ist vom Bühlertallift aus zu erkennen. Wenngleich etwas weiter entfernt als die bisher besuchten Lifte an Mehliskopf und Hundseck, ist die Hornisgrinde mit dem großen SWR Sendeturm leicht auszumachen. Eine kurze Autofahrt auf der winterlichen Schwarzwaldhochstraße genügte und wir fanden uns in Unterstmatt wieder. Diese kleine Häusergruppe ist Ausgangspunkt gleich mehrerer Lifte. Ein kleiner Skizirkus wenn man so will.
Als wir dort ankamen stockte uns jedoch erst mal der Atem. Die Parkplätze waren zum Bersten voll. Wir mussten uns einen Platz direkt am Straßenrand suchen. Dies weckte unsere Befürchtung, dass auch die Pisten dementsprechend voll sein würden. Diese hat sich aber nicht bewahrheitet. Das sonnige Winterwetter hat auch viele Wanderer und Langläufer nach Unterstmatt verschlagen. Mit diesen mussten wir lediglich die gut besuchten Hütten teilen, nicht aber die Lifte. Dort ging es glücklicherweise verhältnismäßig ruhig zur Sache.
Das Kerngebiet in Unterstmatt findet man am Muhrkopf der von zwei Liften und einem Babylift erschlossen wird. Hier spielt sich der tägliche Liftbetrieb ab, hier ist am meisten los, hier wird auch am meisten in die Infrastruktur investiert. Zum Beispiel in die Beschneiungsanlage. Zu der abgelaufenen Wintersaison wurde ein neuer Speichersee fertig gestellt. Offensichtlich mit Erfolg; bis weit in den März hinein konnte man am Lift I Skibetrieb anbieten.
Im Verhältnis zu den anderen Liften an der Hochstraße sind die beiden Lifte am Muhrkopf aber eher kurz und bewältigen nur wenige Höhenmeter. Also beschlossen wir alsbald das Pistenraupentaxi zum Ochsenstalllift zu nehmen- Der Sammelpunkt befindet sich direkt an der Talstation von Lift I. Obwohl der Skipass auch am Ochsenstalllift gültig ist, ist er nicht direkt mit dem restlichen Gebiet verbunden und auch nicht per Auto erreichbar. Entweder läuft man den ca. 1,5 km langen Waldweg selbst, oder man nimmt, wie wir, eben das Pistenraupentaxi. Hierfür mussten wir jedoch zusätzlich 2,50 € zahlen. Ein Betrag der mir angemessen erschien ob des betriebenen Aufwands. Immerhin bemüht man sich hier dem Gast ein möglichst großes Angebot zu machen. Und ein Erlebnis, auf einem Schlitten von einer Pistenraupe zum nächsten Lift gezogen zu werden, ist es allemal. Der Weg vom Ochsenstall zurück zum Ausgangspunkt in Unterstmatt ist ferner abschüssig, so dass man hier gut auf seinen eigenen Ski abfahren kann. Man muss nur etwas auf eine gegebenenfalls entgegenkommende Pistenraupe Acht geben.
Der Lift und der Hang am Ochsenstall selbst war die Reise dann aber auch wert. Der alte Diesellift ist zwar ebenfalls sehr kurz, dafür aber sehr sehr steil. Auch über die Förderleistung des Liftes kann man anderswo nur lachen. Aber für diesen selektiven Hang ist sie völlig ausreichend. Viele trauen sich die schwere und zu großen Teilen auch unpräparierte Abfahrt nicht zu. Wenngleich ein kleiner Streifen direkt am Waldrand präpariert wird und es zudem eine Umfahrung durch den Wald gibt, flößt dieser Lift von unten betrachtet schon Respekt ein.
Wer sich aber überwinden kann, wird mit dem steilen Paradehang belohnt, wie man ihn im Mittelgebirgsraum nicht häufig findet. Außerdem hat man von der Bergstation einen wunderbaren Panoramablick in den Nordschwarzwald. Obwohl man sich hier nur hundert Meter über den meisten anderen Liften befindet, hat man den Eindruck in einer ganz anderen Welt gelandet zu sein.
Unten im Wald befindet sich die namensgebende Ochsenstallhütte. Sie ist von der Talstation des Liftes über einen kurzen Fußweg zu erreichen und ist vor allem bei Wanderern und Langläufern beliebt.
Insgesamt ist die ganze Tour zum Ochsenstalllift samt Pistenraupentransport, dem alten Lift und dem steilen unpräparierten Hang ein kultiges Erlebnis. So muss Skifahren damals gewesen sein.